Steckbrief
1. Wissenschaftlicher Name: Riboflavin
2. Nährstoffkategorie: essentielles Vitamin, wasserlöslich²
3. Funktion im Körper: beteiligt am Energie-, Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel²,⁴,⁵, antioxidative Wirkung⁹, Erhalt roter Blutkörperchen¹⁵
4. Natürliche Quellen: Milch- und Milchprodukte, Innereien (Leber, Niere), Fleisch, Fisch (Seelachs, Makrele), Gemüse (Grünkohl, Paprika, Brokkoli, Erbsen), Getreideprodukte²,⁴
5. Tagesbedarf laut DGE: Kinder bis 13 Jahre: 0,7-1,1 mg; Jugendliche: 1,4-1,6 mg (m), 1,1-1,2 mg (w); Erwachsene: 1,3-1,4 mg (m), 1,0-1,1 mg (w)¹
6. Mangelerscheinungen: Glossitis, Cheilosis (Entzündungen der Lippen und Zunge), Anämie (Blutarmut), Wachstumsstörungen, Dermatitis, Haarausfall, Halsschmerzen, Migräne; Störungen im Stoffwechsel von Pyridoxin, Niacin, Folsäure und Vitamin K und die damit einhergehenden Mangelerscheinungen²,⁴,⁵,⁹
7. Risikogruppen: Schwangere, Stillende, VeganerInnen, VegetarierInnen, Menschen mit Malabsorptionsstörungen, Menschen mit Riboflavin-Transporter-Mangel²,⁴,⁵,¹⁵
Beschreibung
Riboflavin, auch unter dem Namen Vitamin B2 bekannt, ist ein essentielles Vitamin aus der B-Gruppe². Sein Name leitet sich vom lateinischen Wort “flavin” (gelb) ab, da es erstmals als gelbes Pigment in der Milch entdeckt wurde⁸,⁹. Das wasserlösliche und sehr lichtempfindliche Vitamin besteht aus einem Iso-Alloxazinring verbunden mit einer Ribit-Seitenkette²,⁴,⁸.
In der Nahrung kommt Riboflavin zum Großteil in seinen metabolisch aktiven Formen Flavinadenindinucleotid (FAD) und Flavinmononucleotid (FMN) vor⁴,⁵,⁸. In geringen Mengen ist es auch als freie Form und Glycosid- oder Esterform vorzufinden⁵. In der Leber werden diese dann in die aktiven Formen umgewandelt⁸. Die aktiven Formen können gebunden an Enzymen in Leber, Herz und Nieren gespeichert werden. Allerdings ist die Speicherkapazität nur gering, sodass Riboflavin stetig mit der Nahrung zugeführt werden muss⁴. Unser Körper kann Riboflavin aus tierischen Lebensmitteln (Bioverfügbarkeit: 80-100%) besser verwerten als aus pflanzlichen Lebensmitteln (Bioverfügbarkeit 40-70%)⁷.
Physiologische Bedeutung
Die aktiven Formen FMN und FAD sind als Coenzyme an zahlreichen Reaktionen im Energie-, Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel beteiligt²,⁴. Zudem hilft das Vitamin dem Körper, sich vor gefährlichen Pathogenen und Radikalen zu schützen, indem es einerseits die Aktivität der Immunzellen sowie ihre Vermehrung anregt und andererseits die Konzentration von antixodativen Enzymen (Superoxid-Dismutase, Gluthathion-Peroxidase) steigert⁹. Gleichzeitig besitzt es aber auch selbst antioxidative Eigenschaften⁹.
Anwendungsgebiete
Nahrungsergänzungsmittel mit Riboflavin werden vor allem Menschen empfohlen, die ihren Bedarf nicht mit der Nahrung decken können. Dazu gehören Schwangere und Stillende, die aufgrund der Versorgung des Fötus bzw. Säuglings einen erhöhten Bedarf haben⁵. Auch VeganerInnen nehmen laut einer aktuellen Studie, die sich mit deren Nährstoffversorgung beschäftigt, zu geringe Mengen des Vitamins auf¹⁵. Dazu kommt, dass der Körper Riboflavin aus pflanzlichen Lebensmitteln nicht vollständig verwerten kann⁷. Aus diesem Grund ist es auch für einige VegetarierInnen, die viel Sport treiben, schwierig, ausreichende Mengen des Vitamins aufzunehmen⁴. Sportliche Betätigung beeinflusst die Stoffwechselwege, an denen Riboflavin beteiligt ist. Dadurch erhöht sich auch der Bedarf des Vitamins⁵. Des Weiteren kann die häufig einseitige Ernährungsweise in Kombination mit chronischen Erkrankungen und Medikamenteneinnahme bei älteren Menschen einen Mangel auslösen⁴. Aber auch allein verursachen chronische Erkrankungen (Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Zöliakie) oftmals einen Mangel, der durch eine Supplementation vermieden werden kann⁵. Manche Menschen leiden unter einem Riboflavin-Transporter-Mangel, der zu einer unzureichenden Absorption führt. Der Transporter-Mangel resultiert aus Mutationen in den Genen SLC52A3 oder SLC52A2, die für die Transporter codieren⁵. Darüber hinaus kann Riboflavin bei inflammatorischen Erkrankungen wie Cheilosis, Glossitis, Sepsis und Migräne zur Symptomlinderung angewendet werden⁹,¹⁶.
Substitution
Die Datenlage über eine hohe Zufuhr verbunden mit möglichen Nebenwirkungen von Riboflavin ist noch begrenzt, sodass die EFSA auf die Festlegung einer tolerierbaren Gesamthöchstzufuhr verzichtet³,⁸. Allerdings konnten bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Nebenwirkungen durch eine übermäßige Riboflavin-Zufuhr beobachtet werden, sodass von keinem gesundheitlichen Risiko ausgegangen wird²,⁴. Aus diesem Grund vezichtet auch das BfR auf Empfehlungen für Höchstmengen in Nahrungsergänzungsmitteln³.
Unser Körper kann Mengen bis zu 30 mg über das aktive Transportsystem fast vollständig aufnehmen⁸. Höhere Konzentrationen können auch in geringen Mengen über die passive Diffusion aufgenommen werden⁴,¹⁷. Das überschüssige Vitamin wird mit dem Urin wieder ausgeschieden.
In Studien konnte die Supplementation von 1,6 mg Riboflavin pro Tag einen Mangel bei älteren Menschen beheben¹¹,¹². Bei ProbandInnen ohne Mangel konnte die Dosis von 25 mg/Tag die Konzentration von EGRAC (Erythrozyten-Glutathionreduktase-Aktivierungskoeffizienten; Marker für Riboflavinkonzentration) und der aktiven Form von Vitamin B6 (PLP) signifikant steigern¹².
Qualitäts-/ Anwendungsunterschiede
Für die Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln ist das Vitamin als Riboflavin und als aktive Form Riboflavin-5’-Phosphat (FMN) zugelassen4. Dabei ist Riboflavin-5’-Phosphat für den Körper schneller verwertbar, da es nicht umgewandelt werden muss. Das Vitamin kann entweder synthetisch oder natürlicherweise aus Buchweizenkeimen hergestellt werden. Laut einer Studie ist die Bioverfügbarkeit von natürlichem und synthetischem Riboflavin gleichwertig¹⁸.
Zugelassene Gesundheitsaussagen
- Riboflavin trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
- Riboflavin trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei
- Riboflavin trägt zur Erhaltung normaler Schleimhäute bei
- Riboflavin trägt zur Erhaltung normaler roter Blutkörperchen bei
- Riboflavin trägt zur Erhaltung normaler Haut bei
- Riboflavin trägt zur Erhaltung normaler Sehkraft bei
- Riboflavin trägt zu einem normalen Eisenstoffwechsel bei
- Riboflavin trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen
- Riboflavin trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei
Enthalten in
Quellen
1https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/riboflavin/?L=0
2https://www.dge.de/index.php?id=357
4https://www.bfr.bund.de/cm/350/verwendung_von_vitaminen_in_lebensmitteln.pdf
5https://ods.od.nih.gov/factsheets/Riboflavin-HealthProfessional/
6https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK114322/
7https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7713225/
8https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4919
9https://www.mdpi.com/1422-0067/21/3/950/htm
10https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1533210110392943
11https://www.nature.com/articles/1601402.pdf
12https://academic.oup.com/ajcn/article/68/2/389/4648748?login=true
13https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1046/j.1468-2982.1994.1405328.x
14https://academic.oup.com/ecco-jcc/article/14/5/595/5686400?login=false
15https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7779846/
16https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26780280/
18https://www.hindawi.com/journals/omcl/2019/6082613/
19https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32012R0432&from=DE