Vitamin A (Retinol)

Vitamin A ist für seinen positiven Einfluss auf das Sehvermögen bekannt. Darüber hinaus ist das Vitamin für die Funktion der Haut und des Immunsystems von essentieller Bedeutung.
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Steckbrief

1. Wissenschaftlicher Name: Retinol

2. Nährstoffkategorie: essentielles Vitamin, fettlöslich²

3. Funktion im Körper: trägt zur normalen Funktion der Augen bei5; unterstützt die Funktion von Haut und Schleimhäuten²,⁴, fördert das Immunsystem²,⁵

4. Natürliche Quellen: Innereien (Leber), Eier, Milch und Milchprodukte, Fisch (Aal), Gemüse (Karotten, Süßkartoffeln, Kürbis, Paprika, Grünkohl, Spinat, Tomaten), Obst (Honigmelone, Aprikose, Mango)²,⁴

5. Tagesbedarf laut DGE (in RAE): Kinder bis 13 Jahre: 300-600 μg; Jugendliche: 800-950 μg (m),  700-800 μg (w); Erwachsene: 850 μg (m), 700 μg (w)¹

6. Mangelerscheinungen: Nachtblindheit, Austrocknung der Tränendrüsen und Augenbindehaut, Geschwürbildung der Hornhaut, Sehstörungen, Appetitlosigkeit, trockene und schuppige Haut, erhöhte Infektanfälligkeit, Wachstumsstörungen, Muskelschwäche²,⁴

7. Risikogruppen: Schwangere und Stillende5, Menschen mit Fettverdauungsstörungen und chronischen Darmerkrankungen²,⁴

 

Beschreibung

Als Vitamin A wird eine Gruppe von Verbindungen mit gleicher Vitamin-A-Wirkung bezeichnet². Dazu gehören die vorgebildeten Vitamin-A-Formen Retinol und seine Retinylester sowie auch die Provitamin-A-Carotinoide β‑Carotin, α-Carotin und β-Cryptoxanthin. Letztere gelten als Vorstufe für Retinol⁶. Das essentielle, fettlösliche Vitamin kommt sowohl in tierischen als auch pflanzlichen Lebensmitteln vor². In tierischen Lebensmitteln befinden sich die vorgebildeten Vitamin-A-Formen Retinol und Retinylester. Dabei ist Retinol die zentrale Wirkform und kann in andere Wirkformen umgewandelt werden². In pflanzlichen Lebensmitteln kommen nur Provitamin A-Carotinoide vor, die in unterschiedlichem Maße zu Vitamin A umgewandelt werden können. β‑Carotin besitzt von den Carotinoiden die höchste Vitamin-Aktivität¹⁰. Die unterschiedlichen Verbindungen unterscheiden sich in ihren Eigenschaften (v.a. in der Bioverfügbarkeit) voneinander, sodass zum Vergleich die Retinoläquivalente (RE) und Retinölaktivitätsäquivalente (RAE) angewendet werden. Das RE berücksichtigt die Umwandlung von Provitamin-A-Carotinoiden zur Wirkform des Vitamin A und deren Absorptionsrate aus der Nahrung, während das RAE auch die Wechselwirkungen des Provitamin A mit anderen Inhaltsstoffen aus der Nahrung und die Verfügbarkeit aus dieser berücksichtigt2. Das absorbierte Vitamin A wird zu etwa 50 bis 80% als Retinylester in der Leber gespeichert⁵.

 

Physiologische Bedeutung

Vitamin A ist für zahlreiche Funktionen im Körper von Bedeutung. Es ist vor allem für seinen positiven Einfluss auf das Sehvermögen bekannt. Als Retinal ist es Bestandteil des Sehpurpurs (Rhodopsin) und damit essentiell für den Sehvorgang²,⁵. Weiterhin unterstützt es die Zelldifferenzierung und Zellspezialierung und damit auch die Funktion von Haut und Schleimhäute sowie die Funktion und Entwicklung von Immunzellen ²,⁴,⁵.

 

 Anwendungsgebiete

Ein primärer Vitamin-A-Mangel ist selten und tritt aufgrund von einseitigen Ernährungsformen auf². Durch besondere Bedingungen ist für einige Risikogruppen dennoch ein Vitamin-A-Mangel möglich. Dazu zählen Kinder, Schwangere und Stillende, die aufgrund des Wachstums, der Versorgung des Fötus oder zur Kompensation der Verluste über die Muttermilch einen erhöhten Bedarf haben². Beispielsweise verdoppelt sich der Bedarf von Stillenden (1300 μg RAE) beinahe¹,⁵

Da die Absorption des fettlöslichen Vitamins von einer intakten Fettaufnahme und -verdauung abhängig ist, findet die Supplementation von Vitamin A vor allem bei Erkrankungen, die eine Malabsorption verursachen, Anwendung²,. Dazu gehören chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Erkrankungen des Pankreas (darunter auch zystische Fibrose) sowie Leber- und Nierenerkrankungen²,,⁵. Obwohl der Vitamin A-Bedarf auch allein über die Aufnahme von Provitamin-A-Carotinoiden aus pflanzlichen Lebensmitteln gedeckt werden kann, besteht das Risiko eines Mangels bei VeganerInnen, wenn folgende Bedingungen nicht erfüllt werden können: Zum einen ist eine adäquate Fettaufnahme und -verdauung, Schilddrüsenfunktion und  eine ausreichende Anzahl von speziellen Enzymen zur Absorption und Umwandlung von Provitamin-A-Carotinoiden zu Vitamin A notwendig. Zum anderen muss eine bewusste Zufuhr Provitamin-A-haltiger Lebensmittel erfolgen²,⁶. Trifft dies nicht zu, kann die Supplementation des Vitamins unterstützend wirken.

 

Substitution

Die tolerierbare Höchstzufuhr  unterscheidet sich zwischen dem vorgeformten Vitamin A und den Provitamin-A-Carotinoiden. Während für β‑Carotin eine Menge von 15.000 µg pro Tag als sicher angesehen wird, liegt das Upper Limit für Retinol, Retinylester und Retinsäure bei Erwachsenen bei 3 000 µg (RAE) pro Tag²,⁵. Für Frauen nach der Menopause wird aufgrund von unerwünschten Wirkungen auf die Knochengesundheit eine Höchstzufuhr von 1 500 µg (RE) pro Tag empfohlen³,⁷. Da bei präformiertem Vitamin A (Retinol und Retinylester) der Sicherheitsabstand zwischen dem Upper Limit, der Zufuhr in der 95. Verzehrperzentile und dem Tagesbedarf sehr gering ist, sollte laut BfR Vitamin A entweder gar nicht über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt oder auf eine Menge von 200 µg pro Tag begrenzt werden³. Eine zu hohe Zufuhr des Vitamins kann eine Vitamin-A-Intoxikation verursachen. Diese ist mit Leberschäden, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen, Muskelschmerzen, trockener und geröteter Haut, Haarausfall sowie brüchigen Fingernägeln verbunden²,⁴. Bei Schwangeren kann eine übermäßige Zufuhr zu embryonalen Fehlbildungen führen².

Die WHO empfiehlt zur Vorbeugung eines Mangels eine Einnahme von 200.000 IU alle 4-6 Monate⁹. In Nahrungsergänzungsmitteln wird Vitamin A meist hochdosiert angeboten (10.000 IU; 3 000 μg/Tag). Da die Absorption von Vitamin A sowohl über ein Transportsystem als auch über die passive Diffusion verläuft, können auch hohe Dosen vom Körper aufgenommen werden. Die Bioverfügbarkeit von vorgebildeten Vitamin A ändert sich dabei nicht, sinkt jedoch für β‑Carotin mit steigender Dosis⁶,¹⁰.

Die Absorption des fettlöslichen Vitamins ist von einer ausreichenden Fettversorgung abhängig. In einer Studie konnte die zusätzliche Gabe von 5 g Fett die Serum-Vitamin-A-Spiegel signifikant steigern⁶. Auch die DGE empfiehlt vor allem beim Verzehr von Provitamin-A-Carotinoiden eine zusätzliche Zufuhr von 2,4 bis 5 g Fett²

 

Qualitäts-/ Anwendungsunterschiede

In Nahrungsergänzungsmitteln sind die Vitamin-A-Formen Retinol, Retinylacetat, Retinylpalmitat und β-Carotin zugelassen⁴. Die verschiedenen Vitamin-A-Verbindungen werden vom Körper unterschiedlich aufgenommen und verstoffwechselt. Die Absorption und Umwandlung wird durch zusätzliche Faktoren (Genetik und Gesundheit des Menschen, Lebensmittelmatrix, Verarbeitung des Lebensmittels, Dosis und Wechselwirkungen mit anderen Nährstoffen (β-Carotin), Fettzufuhr) beeinflusst²,⁶,⁷,¹⁰. Das vorgebildete Vitamin A ist mit einer Bioverfügbarkeit von 70-100% für den Körper besser verwertbar als β-Carotin (Bioverfügbarkeit: 8,7%-65%; 10-30%)⁵,⁷. In Form von β-Carotin ist Vitamin A in der all-trans-Form am stabilsten⁶. In Tierstudien konnte die Gabe von Retinylacetat im Vergleich zu Retinylpalmitat besser und schneller verwertet werden¹².

Bei der Auswahl von Nahrungsergänzungsmitteln sollte darauf geachtet werden, ob die Dosierung in Internationalen Einheiten (IE; 1 IE = 0,3 µg Retinol) , RE oder RAE angegeben ist. Das RE berücksichtigt die Umwandlung von Provitamin-A-Carotinoiden zur Wirkform des Vitamin A und deren Absorptionsrate aus der Nahrung, während das RAE auch die Wechselwirkungen des Provitamin A mit anderen Inhaltsstoffen aus der Nahrung und die Verfügbarkeit aus dieser berücksichtigt². Für das Retinoläquivalent gilt: 1 μg RE = 1 μg Retinol = 6 μg β-Carotin; 1 μg RE = 1 μg Retinol = 1,5 μg alltrans-Retinylacetat = 1,83 μg all-trans-Retinylpalmitat4. Im Gegensatz dazu entspricht 1 µg RAE = 1 µg Retinol und 12 µg β‑Carotin².

 

Zugelassene Gesundheitsaussagen 

  • Vitamin A trägt zu einem normalen Eisenstoffwechsel bei
  • Vitamin A trägt zur Erhaltung normaler Schleimhäute
  • Vitamin A trägt zur Erhaltung normaler Haut bei
  • Vitamin A trägt zur Erhaltung normaler Sehkraft bei
  • Vitamin A trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei
  • Vitamin A hat eine Funktion bei der Zellspezialisierung

Quellen

1https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-a-b-carotin/

2https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/faq-vitamin-a/#c9904

3https://www.bfr.bund.de/cm/343/hoechstmengenvorschlaege-fuer-vitamin-a-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf

4https://www.bfr.bund.de/cm/350/verwendung_von_vitaminen_in_lebensmitteln.pdf

5https://ods.od.nih.gov/factsheets/VitaminA-HealthProfessional/

6https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK222318/

7https://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/4028

8https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4997277/

9https://www.who.int/publications/i/item/9789241501767

10https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23053560/

11https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11347293/

12https://europepmc.org/article/med/1030896

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