Vitamin B9 (Folsäure)

Folsäure ist für viele Stoffwechselvorgänge, die Zellteilung und die Blutbildung notwendig und vor allem in der Schwangerschaft von großer Bedeutung.

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Steckbrief

1. Wissenschaftlicher Name: Pteroylmonoglutaminsäure

2. Nährstoffkategorie: essentielles Vitamin, wasserlöslich

3. Funktion im Körper: Regulation des Homocysteinstoffwechsels²,⁴,⁵, unterstützt das Immunsystem und das Wachstum mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft¹⁷

4. Natürliche Quellen: grünes Gemüse (Blattgemüse wie Spinat und Salate), Tomaten, Hülsenfrüchte, Nüsse, Orangen, Sprossen, Weizenkeime und Vollkornprodukte, Kartoffeln, Leber und Eier²

5. Tagesbedarf laut DGE:  Kinder bis 13 Jahre: 120-240 µg/Tag, Jugendliche und Erwachsene: 300 µg/Tag¹

6. Mangelerscheinungen: makrozytäre Anämie (Blutarmut)⁵ verbunden mit Müdigkeit und Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Glossitis (Zungenentzündung) und Cheilosis (Lippenentzündung)⁹,¹⁴; neurologische und psychiatrische Schäden (Degeneration des Rückenmarks, Polyneuropathien, Depressionen)¹²; während Schwangerschaft erhöhtes Risiko für angeborene Fehlbildungen, Neuralrohrdefekte², Fehlgeburt, geringes Geburtsgewicht, fetale Wachstumsverzögerungen⁴;

7. Risikogruppen: Schwangere, Stillende², Menschen mit Absorptionsstörungen⁵, Menschen mit Mutationen im Gen C677T⁵

 

Beschreibung

Folsäure gehört der Gruppe der B-Vitamine an und bildet die stabilste Form des Folats. Der Name des essentiellen Vitamins leitet sich vom lateinischen Begriff “folium” für Blatt ab, da  das Vitamin erstmals in Blattgemüse entdeckt wurde⁴. Das in der Nahrung vorkommende Vitamin wird als Folat bezeichnet. Folat besteht aus einem Pteridin- und einem para-Aminobenzoesäurering. Am Carboxylende des Rings können bis zu acht Glutaminsäurereste gebunden sein⁴. Folsäure hingegen ist die synthetische Form des Vitamins, die sich in angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln befindet. Es ist das vollständig oxidierte Pteroylglutamat mit einem Glutaminsäurerest⁴. Im Körper werden beide Formen in das bioaktive 5,6,7,8-Tetrahydrofolat (THF) umgewandelt¹⁴

 

Physiologische Bedeutung

Folsäure ist als Coenzym und Cosubstrat an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt²,⁵. Es dient als Kohlenstoffeinheiten (C1-Einheiten)-Überträger. Als aktive Form THF bindet es C1-Einheiten der Aminosäuren Serin, Glycin und Histidin¹. Die C1-Einheiten werden für die Purinsynthese (Bestandteile der DNA) und den Homocysteinstoffwechsel benötigt. Im Homocysteinstoffwechsel wird mithilfe von Folsäure und Vitamin B12 das für unsere Blutgefäße schädliche Homocystein zur Aminosäure Methionin umgewandelt⁴. Des Weiteren beeinflusst es die Zellteilung und Blutbildung und ist für das Wachstum des mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft von Bedeutung²,⁴,¹⁷.   

 

Anwendungsgebiete

Die Supplementation von Folsäure ist vor allem bei Schwangeren, Stillenden und Frauen im gebärfähigen Alter notwendig. Sie benötigen mehr Folsäure, um den Fötus bzw. Säugling optimal versorgen zu können. Stillende und Schwangere haben einen Folsäurebedarf von 450 bzw. 550 µg/Tag¹. Ihnen wird empfohlen, 400 µg Folsäure zu supplementieren, um neurologische Schäden und Wachstumsstörungen des Kindes zu vermeiden²,⁴. Des Weiteren sorgen genetische Polymorphismen für einen höheren Folsäurebedarf. Darunter wird eine Mutation im Gen C677T, das die Bildung der Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR) codiert, verstanden. Die MTHFR ist für die Umwandlung von Folat zur aktiven Form THF notwendig. Die Mutation des Gens tritt bei etwa 10 % der Bevölkerung auf und verschlechtert die Aktivität der MTHFR⁵. Ein erhöhter Folsäurebedarf besteht auch bei Absorptionsstörungen bedingt durch Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes (Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Gastritis)⁵ oder bei einem Vitamin B12- und Methioninmangel. Dieser beeinflusst die Verfügbarkeit von Folsäure in unserem Körper¹³.

 

Substitution

Folsäure kann im Gegensatz zu Nahrungsfolaten bei zu hoher Zufuhr schädliche Wirkungen haben. Der Endpunkt für schädliche Wirkungen stellt die Maskierung einen Vitamin B12-Mangels dar. Das bedeutet, dass ein Vitamin B12-Mangel durch eine hohe Zufuhr von Folsäure unerkannt bleibt und folglich zu mangelbedingten neurologischen Schäden führt⁹. Die B12-Maskierung kann ab einer einer Zufuhr von 5000 µg Folsäure pro Tag auftreten. Aus der Teilung durch den Unsicherheitsfaktor 5 ergibt sich die Höchstmenge von 1000 µg synthetischer Folsäure pro Tag für Erwachsene²,⁴. Das BfR empfiehlt auf dieser Basis eine Höchstmenge von 200 µg Folsäure in Form von Nahrungsergänzungsmitteln pro Tag. Für Frauen im gebärfähigen Alter und Schwangere werden Supplemente mit 400 µg Folsäure empfohlen³.

Laut Studienlage können schon durch die ergänzende Zufuhr von 50-100 µg Folsäure pro Tag Mangelerscheinungen vermieden werden⁴. Die Homocysteinkonzentration, die unter anderem als Indikator für die Folsäurezufuhr dient, kann durch die Zufuhr von 400 µg/Tag gesenkt werden¹⁵.

Die Zufuhr von über 1000 µg/Tag kann vereinzelt zu Schlafstörungen und/oder gastrointestinalen Beschwerden führen⁹. Zudem kann sie bei Epileptikern Krämpfe auslösen und die Wirkung von Antiepileptika beeinflussen¹.

 

Qualitäts-/ Anwendungsunterschiede

Folat und Folsäure sind in unterschiedlichen biologisch wirksamen Formen verfügbar. Neben der häufig verwendeten synthetischen Folsäure (Pteroylmonoglutaminsäure), kann nun auch die biologisch aktive Form L-Methylfolat für Nahrungsergänzungsmittel genutzt werden. L-Methylfolat ist in alleiniger Form sehr instabil, sodass dessen Bioverfügbarkeit viel geringer als die der synthetischen Form ist. Allerdings ist es gebunden an Calciumsalz (Calcium-L-Methylfolat) oder Glucosaminsalz (5-MTHF-Glucosamin) stabiler und weist eine gleich hohe Bioverfügbarkeit und die gleichen physiologischen Wirkungen wie die von Folsäure auf³,⁴,⁶. Auf nüchternem Magen sind beide Formen bis zu 100 % bioverfügbar, während es nach der Nahrungsaufnahme nur noch zu 85% absorbiert werden kann⁹. Der Vorteil des L-Methylfolats ist, dass es direkt in den Folatstoffwechsel fließen kann. Folsäure muss hingegen erst in die bioaktive Form 5-Methyltetrahydrofolat umgewandelt werden, bevor es nutzbar ist³. Des Weiteren wirkt es unabhängig von dem Enzym MTHFR, das für die Umwandlung von Folat und Folsäure zur aktiven Form benötigt wird⁶. Wie schon erwähnt, besitzen etwa 10 % der Bevölkerung eine Mutation im Gen C677T, das die Bildung des Enzyms codiert.

Eine Studie zeigte, dass die Supplementation von 100 µg Folsäure pro Tag vollständig zur bioaktiven Form umgewandelt werden konnte. Bei einer Dosis von 200 µg Folsäure pro Tag konnte hingegen unmetabolisierte Folsäure im Blut festgestellt werden⁷. Daraus ergibt sich ein weiterer Vorteil für die Supplementation durch L-Methylfolat. Unmetabolisierte Folsäure steht in Verdacht, negative Auswirkungen auf den Körper zu haben⁸.

Natürliche Folsäurepräparate enthalten an Quelle Zitronenschale und/oder Spinatextrakt.

 

Zugelassene Gesundheitsaussagen

  • Folat trägt zum Wachstum des mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft bei
  • Folat trägt zu einer normalen Aminosäuresynthese bei
  • Folat trägt zu einer normalen Blutbildung bei
  • Folat trägt zu einem normalen Homocystein-Stoffwechsel bei
  • Folat trägt zur normalen psychischen Funktion bei
  • Folat trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei
  • Folat trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei
  • Folat hat eine Funktion bei der Zellteilung

 

Enthalten in

 

Quellen

1https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/folat/?L=0 

2https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/folat/

3https://www.bfr.bund.de/cm/343/hoechstmengenvorschlaege-fuer-folsaeure-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf

4https://www.bfr.bund.de/cm/350/verwendung_von_vitaminen_in_lebensmitteln.pdf

5https://ods.od.nih.gov/factsheets/Folate-HealthProfessional/

6https://link.springer.com/content/pdf/10.2165/11532990-000000000-00000.pdf

7https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9174474/

8https://www.nature.com/articles/ejcn2016194.pdf

9https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK114318/

10https://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/09546630701247930?needAccess=true

11https://www.mdpi.com/2072-6643/3/1/49 

12Biesaslki HK, Köhrle J, Schümann K (2002). Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Prävention und Therapie mit Mikronährstoffen. 1. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart

13Biesalski KH (2019). Vitamine, Spurenelemente und Minerale. Indikation, Diagnostik, Therapie. 2. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart

14Elmadfa I, Leitzmann C (2018). Ernährung des Menschen. 6. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart

15https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15210447/

16https://mobil.bfr.bund.de/cm/350/Folsaeurevorsorge_der_deutschen_Bevoelkerung.pdf

17https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32012R0432&from=DE

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