Vitamin B3 (Niacin)

Niacin ist als Bestandteil der Coenzyme NAD und NADP an wichtigen Stoffwechselreaktionen in unserem Körper beteiligt. Damit ist das Vitamin für die Funktion des Energiestoffwechsels, Nervensystems sowie der Psyche von großer Bedeutung.

Steckbrief

1. Wissenschaftlicher Name: Niacin

2. Nährstoffkategorie: wasserlösliches Vitamin²

3. Funktion im Körper: trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems, Psyche und Energiestoffwechsels bei⁸

4. Natürliche Quellen: Fisch (z.B. Sardellen, Thunfisch, Lachs, Makrele) und Fleisch (mageres Rind-, Kalb- und Schweinefleisch, Geflügel), Innereien, Milch und Milchprodukte, Mungobohnen, Erdnüsse und Pilze, Kaffee, Brot- und Backwaren, Bier, Kartoffeln²,⁵

5. Tagesbedarf laut DGE: Kinder bis 15 Jahre: 8-15 mg (m), 8-13 mg (w); Jugendliche: 17 mg (m), 13 mg (w); Erwachsene bis 50 Jahre 15-16 mg (m), 12-13 mg (w); Erwachsene ab 51 Jahren: 14 mg (m), 11 mg (w)¹

6. Mangelerscheinungen: Appetit- und Gewichtsverlust, Unwohlsein, körperliche Schwäche, Schlaflosigkeit, Ödeme, Schwindelanfälle; schwerer Mangel führt zu Pellagra: Dermatitis, Durchfall, Depressionen und Demenz²,⁵

7. Risikogruppen: Menschen mit Absorptionsstörungen (chronische Darmerkrankungen, Leberzirrhose, Hartnup-Krankheit), VeganerInnen, VegetarierInnen, Menschen mit einseitigen Ernährungsgewohnheiten²

 

Beschreibung

Niacin, auch bekannt als Vitamin B3, ist ein Sammelbegriff für Nicotinsäure, Nicotinamid und daraus abgeleitete Verbindungen². Das wasserlösliche Vitamin kommt sowohl in pflanzlichen als auch tierischen Nahrungsmitteln vor. Zudem kann es von der Leber aus der essentiellen Aminosäure Tryptophan gebildet werden. Dabei können 60 mg Tryptophan zu 1 mg Niacin umgewandelt werden⁸. Die metabolisch aktiven Formen von Niacin sind NAD (Nicotinamidadenindinukleotid)  und NADP (Nicotinamidadenindinucleotidphosphat) und können je nach Bedarf ineinander umgewandelt werden⁷.

       

Physiologische Bedeutung

Niacin ist als Bestandteil der Coenzyme NAD und NADP an vielen Stoffwechselreaktionen in unserem Körper beteiligt²,⁵. Dabei wird zwischen katabolen und anabolen Stoffwechselvorgängen unterschieden. NAD ist vor allem an katabolen Reaktionen wie dem Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und Aminosäuren beteiligt²,. NADP ist hingegen für die anabolen Stoffwechselreaktionen wie die Synthese von Fettsäuren und Cholesterin sowie den Aufbau von Kohlenhydraten und Aminosäuren essentiell²,⁶,⁷. Das Vitamin trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems und Energiestoffwechsels bei und unterstützt den Erhalt von Haut und Schleimhäuten²,,⁸,¹¹.

 

Anwendungsgebiete

Die Versorgungslage von Niacin ist in Industrieländern wie Deutschland bei durchschnittlicher Ernährungsweise ausreichend, allerdings können einseitige Ernährungsgewohnheiten einen Mangel begünstigen. Dies ist vor allem in Entwicklungsländern mit hohem Verzehr von Mais und Maisprodukten der Fall. Niacin kommt dort in einer Verbindung vor, die der Körper zum Großteil nicht verwerten kann². Allgemein wird das Niacin aus pflanzlichen Lebensmitteln schlechter verwertet als das Niacin aus tierischen Lebensmitteln. Niacin liegt in tierischen Lebensmitteln ungebunden vor und kann deshalb zu fast 100% vom Körper verwertet werden⁵. Dagegen beträgt die Bioverfügbarkeit von Niacin aus pflanzlichen Lebensmitteln nur etwa 30%. Aus diesem Grund sollten VeganerInnen und VegetarierInnen auf eine ausreichende Versorgung mit Niacin achten. Weiterhin kann ein Mangel in Folge von Erkrankungen, die die Aufnahme und/oder den Stoffwechsel von Niacin und Tryptophan beeinflussen, entstehen². Dazu zählen die chronischen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa), Leberzirrhose und die Hartnup-Krankheit. Letztere stört die Tryptophanaufnahme und erhöht dessen Verlust über den Urin⁷. Weitere Störungen können durch Medikamente (Analgetika, Antidiabetika, Psychopharmaka, Antiepileptika, Tuberkulostatika, Immunsuppressiva und Zytostatika) und einer geringen Zufuhr von Vitamin B2, B6 und Eisen verursacht werden⁷,⁸.

 

Substitution

Die tolerierbare Gesamtzufuhr ist gemäß EFSA auf 10 mg Nicotinsäure und 900 mg Nicotinamid pro Tag begrenzt⁸. Hohen Mengen Niacin, genauer gesagt Nicotinsäure, können Nebenwirkungen verursachen. Dazu zählen Magen-Darm-Beschwerden (Durchfall, Übelkeit, Erbrechen), Leberschädigungen und Gefäßerweiterungen mit sogenannten “Flushing-Symptomen”. Darunter werden lokale Hautrötungen, Hautjucken, Nesselsucht und ein Hitze- sowie Schmerzgefühl verstanden²,⁴. Nicotinamide lösen meist keine Nebenwirkungen aus⁴. Die Höchstmengen gelten nicht für Schwangere und Stillende und für die Verwendung in Arzneimitteln⁸.

Auf Basis der von der EFSA definierten Höchstmengen hat das BfR Höchstmengen für die Verwendung von Niacin in Nahrungsergänzungsmitteln abgeleitet. Hierbei wird ebenfalls zwischen den verschiedenen Formen unterschieden³. Für Nicotinamid werden höchstens 160 mg/Tag empfohlen. Die Menge leitet sich von dem 95. Zufuhrperzentil für Niacin bei 14- bis 18-jährigen männlichen Jugendlichen ab (80 mg). Diese werden von der tolerierbaren Höchstzufuhr für Jugendliche abgezogen (700 mg), sodass 620 mg Nicotinamid für die ergänzende Zufuhr übrig bleiben. Aufgeteilt auf angereicherte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel bleiben für letztere 320 mg übrig, die nochmal durch den Unsicherheitsfaktor von 2 geteilt werden. Daraus ergeben sich gerundet 160 mg (155 mg) Nicotinamid für Nahrungsergänzungsmittel. Die Höchstmenge bezieht sich nicht auf Schwangere und Stillende, da noch keine ausreichenden Daten zur Sicherheit von Nicotinamid für die beiden Gruppen verfügbar sind³. Die Höchstmenge von Nicotinsäure beschränkt sich auf 4 mg pro Tag. Für die Berechnung wurde wieder das “Upper Limit” für 14- bis 18-jährige männliche Jugendliche verwendet (8 mg). Die Niacinzufuhr über die Ernährung wurde dabei nicht berücksichtigt, da nur die isolierte Nicotinsäure mit Nebenwirkungen in Verbindung gebracht werden kann. Die 8 mg wurden ebenfalls durch den Unsicherheitsfaktor 2 geteilt, sodass sich 4 mg Nicotinsäure zur Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln ergeben³. Da keine Höchstmenge für das Nicotinsäurederivat Inositolhexanicotinat existiert, wurde die Berechnung analog zur Nicotinsäure durchgeführt. Für Nahrungsergänzungsmittel werden demnach 4,4 mg Inositolhexanicotinat (enthält 4 mg Nicotinsäure) empfohlen³.

Gemäß der Aufbereitungsmonographie für zugelassene Arzneimittel werden zur Prophylaxe eines Niacinmangels 15-30 mg Niacin empfohlen. Die Behandlung von bestehenden Vitaminmangelzuständen erfolgt mit 50-100 mg Niacin, die mehrmals pro Tag eingenommen werden sollen. Das sollte allerdings unter ärztlicher Absprache erfolgen, da ab einer Zufuhr von 30 mg Nicotinsäure gefäßerweiternde Wirkungen und ab 50 mg Flushing-Symptome auftreten können⁴,⁵.

             

Qualitäts-/ Anwendungsunterschiede:

Für die Verwendung in Supplementen sind die Formen Nicotinsäure, Nicotinamid und Inositolhexanicotinat zugelassen. Sie unterscheiden sich in ihrer Bioverfügbarkeit, ihren Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen. Während Nicotinsäure und Nicotinamid fast vollständig vom Körper aufgenommen werden können, ist die Bioverfügbarkeit von Inositolhexanicotinat um etwa 30% geringer⁷. In physiologischen Dosen können sowohl Nicotinsäure als auch Nicotinamid einem Niacinmangel vorbeugen. Allerdings können bei einer hohen Zufuhr Nicotinsäure Nebenwirkungen (Flushing-Symptomatik) auftreten⁴. Nebenwirkungen wurden bei der Gabe von Nicotinamid und Inositolhexanicotinat nur selten beobachtet⁴.

 

Zugelassene Gesundheitsaussagen 

  • Niacin trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
  • Niacin trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei
  • Niacin trägt zur normalen psychischen Funktion bei
  • Niacin trägt zur Erhaltung normaler Schleimhäute bei
  • Niacin trägt zur Erhaltung normaler Haut bei
  • Niacin trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei

 

Enthalten in 

Quellen

1https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/niacin/?L= 

2https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/niacin/

3https://www.bfr.bund.de/cm/343/hoechstmengenvorschlaege-fuer-niacin-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf

4https://www.bfr.bund.de/cm/343/die-einnahme-von-nicotinsaeure-in-ueberhoehter-dosierung-kann-die-gesundheit-schaedigen.pdf

5https://www.bfr.bund.de/cm/350/verwendung_von_vitaminen_in_lebensmitteln.pdf

6https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK114304/

7https://ods.od.nih.gov/factsheets/Niacin-HealthProfessional/

8https://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/3759

9https://academic.oup.com/nutritionreviews/article/70/6/357/1847777?login=true

10https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7373507/

11https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32012R0432&from=DE

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